Hoch hinaus mit Holz

Schnitzen (von badkleinkirchheim, Flickr / CC=Attribution 2.0 Generic)

Schnitzen (von badkleinkirchheim, Flickr / CC=Attribution 2.0 Generic)

„Ich pfeif auf ihr altes Festessen“, sagte Michel. „Papa kann die Flagge selbst hissen, wenn er will. Ich werde mir einen neuen Holzmann schnitzen und die ganze Zeit böse und schrecklich sein.“ (Astrid Lindgren: Michel in der Suppenschüssel, S. 54)

Spätestens nach der ersten Bekanntschaft mit Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga muss mensch Holz als Material eigentlich lieben. Ob das Ergebnis des verpassten Festessens allerdings ein eiternder Spreißel im Finger oder eine Matroschka-Kollektion ist, hängt ganz vom individuellen Talent ab. Aber es gibt ein paar Leute, die im Gegensatz zu mir weit über den Aufbau von IKEA-Hochbetten hinausgekommen sind…

Haus von Nikolai Sutyagin (von wikipedia, public domain))

Haus von Nikolai Sutyagin (bearbeitet von wikipedia, public domain)

Besonders beeindruckt hat mich Nikolai Sutyagins – vermutlich – 44 m hoher Holz-Wolkenkratzer. Wie so oft bei Nachrichten aus dem Internet sind Fakt & Fiktion schwer auseinanderzuhalten, am häufigsten liest man aber von 13 Stockwerken, die er zwischen 1992 und 2007 gebaut hat. Desweiteren findet sich im Internet auch der stolze Bauherr vor seinem Haus und eine ganze Menge über seine Biographie.

Während bei Sutyagin vor allem über die Verknüpfung zu seinem Gefängnisaufenthalt geschrieben wird, ist mein zweiter Holz-Held über Derartiges erhaben: David Moßmann baute mit nur 15 Jahren im Garten seiner Tante eine Holz-Achterbahn, die er vorher am Computer plante.

Statt weiter im Europapark zu fahren, steckte er aus 133 selbstgesägten Teilen – zugegebenermaßen war wohl ein wenig Stahl dabei – seine 100 m lange Achterbahn zusammen. Bevor allerdings wie geplant der Betrieb mit bis zu 47 Stundenkilometern aufgenommen werden konnte, meldete die Stadt Offenburg Sicherheitsbedenken an…

Das Bauen kann also auch ohne Spreißel manchmal ein trauriges Ende nehmen: Auch Nikolai Sutyagins Haus wurde 2008 wegen Feuergefahr abgerissen. Vom Holzbasteln wird das hoffentlich trotzdem niemanden abbringen…

„Michel schnitzte sich jedes Mal, wenn er nach irgendeinem Unfug im Tischlerschuppen saß, ein lustiges Männchen. Er hatte schon vierundfünfzig Stück und es sah ganz so aus, als könnten es mehr werden.“(Astrid Lindgren: Michel in der Suppenschüssel, S. 54)

Über theresa gessler

Theresa Gessler studiert Soziologie an der Goethe Universität Frankfurt und war von Oktober 2010 bis Februar 2011 semesterbegleitend Praktikantin am Museum für Kommunikation Frankfurt.
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2 Antworten auf Hoch hinaus mit Holz

  1. Christian sagt:

    Schöner Beitrag! Ein bisschen erinnert mich das an eine Aktion von ADAMS & Itso in Kopenhagen. http://ilovegraffiti.de/blog/2010/01/27/adams-itso/
    Die beiden haben übrigens noch andere feine Dinge gemacht…

    Gruß,

    Christian

  2. Tobias Hartmann sagt:

    Das „Baumhaus“ von Nikolai Sutyagin ist wirklich unglaublich! Ich plane, dieses Jahr für meine Tochter eines zu bauen, allerdings wird es wohl nicht 44 Meter hoch werden.

    Wenn ich genug Platz hätte, würde ich gleich ein ganzes Wildniscamp bauen, vgl http://www.grin.com/de/e-book/177403/wildniscamps-als-mittel-einer-bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung-und – aber dafür muss ich erst einmal im Lotto gewinnen und mir das passende Grundstück kaufen. Schön ist doch, dass neben Handy und PC trotzdem auch noch das Abenteuer in der Natur zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen der heutigen Jugend zählt!