Friedrich Merz ist DK7DQ, Marlon Brando war KE6PZH und FO5GJ – diese scheinbar wirren Kombinationen sind Amateurfunkrufzeichen, in denen für Eingeweihte schon die ersten Informationen – das Herkunftsland – über den Anrufenden stecken. Was Amateurfunker außer Rufzeichen noch funken, was sie zu Amateuren macht und warum Amateurfunk auch im Internetzeitalter noch spannend ist, erfährt man u. a. in der Funkstation auf dem Dach des Museums für Kommunikation Frankfurt.
Amateurfunk ist eigentlich eine alte Geschichte: Seit Ende des 19. Jahrhunderts die Funktechnik entstand, gab es Menschen die selbst damit experimentieren wollten. Beim Funken werden mittels elektromagnetischer Wellen Nachrichten und Informationen übertragen. Klassisches Beispiel ist das Radio, aber auch beim Fernsehen oder Morsen wird die Funktechnik verwendet; und selbst im Mobilfunk steckt noch der Begriff des Funkens, der beim Telegrafieren entstand. Zum „Funk“ zählen also eine ganze Menge von Technologien, einige mit Kommunikation in beide Richtungen, andere mit einer strikten Trennung von Sender und Empfänger.
Funkamateure sind Menschen, die selbst zum Sendenden werden wollen – und dafür schon seit der Entstehung der Technik strengen Regeln unterliegen und Prüfungen ablegen müssen. Schon der Selbstbau von Radioempfängern war in Deutschland bis 1924 nicht erlaubt – danach nur unter strikten Auflagen, weil ein selbstgebauter Empfänger leicht zum Schwarzsender werden konnte, also zum Sender, der ohne Lizenz fremde Frequenzen nutzt.
Die Amateurfunker auf dem Museumsdach sind keine Radiopiraten, sondern meist gesetzte Herren, die aber mit dem gleichen Enthusiasmus ihrem Hobby nachgehen. Dem heutigen Sprachgebrauch gemäß ist ein Funkamateur jeder, der die entsprechende Prüfung abgelegt hat und ohne kommerzielles Interesse funkt. Warum sich das lohnt, steht für die Frankfurter Amateurfunker außer Frage, auch wenn jeder seinen eigenen Grund nennt. Für die einen ist vor allem das selber bauen und weiterentwickeln von technischen Geräten faszinierend – und selbst das darf man nur mit Funklizenz. Das Kommunizieren mit Menschen aus aller Welt – für Internetnutzer irgendwie fast banal – war früher ohne das lange Warten auf die Post eigentlich nur über Funk möglich. Und mal ehrlich, wer chattet schon alltäglich mit Französisch-Polynesiern und Einwohnerinnen von Bermuda? Mit einem schnellen „QRT“ kann man unliebsame Gespräche auch zügig wieder beenden.
Werner Divé (DL7PD), der uns die Museumsstation geduldig erklärt hat, gefallen vor allem Schnellfunkwettbewerbe und das Suchen seltener Funkstationen (beispielsweise von Amateuren aus Nepal). Das sei eine Herausforderung „wie beim Flippern“: Weil die Funkverbindung nur zwischen zwei Teilnehmern aufgebaut wird, muss man begehrte Stationen genau im richtigen Moment anfunken, um aus den vielen Anfunkenden ausgewählt zu werden und eine Antwort zu erhalten. Der Lohn dafür ist die sogenannte QSL-Karte: QSL ist ein Code, der soviel wie „Ich bestätige den Empfang“ bedeutet. Nach dem Funkverkehr wird die Karte über die Amateurfunkverbände an den Gesprächspartner weitergegeben und wie eine Art Andenken gesammelt. Diese Karten sind meistens ziemlich persönlich und aufwendig gestaltet, sie enthalten das Rufzeichen der jeweiligen Station und oft Fotos, machmal auch Grüße.
Um an diese Karten zu kommen, setzen Funkamateure einiges in Bewegung – z. B. unternehmen sie DXpeditionen. Das heißt, sie reisen an Orte ohne oder mit wenigen Funkamateuren, um von dort zu senden und anderen Funkamateuren zu einer Verbindung mit dem entsprechenden Ort zu verhelfen. Die Frankfurter sind besonders stolz auf eine QSL-Karte aus Desecheo, einer kleinen unbewohnten Insel nahe Puerto Rico: Weil die Insel Naturschutzgebiet ist, war ein langes Genehmigungsverfahren nötig, bis eine Gruppe von 22 Mann (und Männer sind es meist im Amateurfunk) für 20 Tage auf die Insel fahren konnten. Bei dieser Expedition, die auch gefilmt wurde, wurden 115.787 Funkverbindungen durchgeführt! Bei ungefähr 75.000 Funkamateuren allein in Deutschland reicht das aber natürlich noch lange nicht, ein guter Funker braucht also Ausdauer und Sitzfleisch.
Wer beides noch nicht hat, sich aber antrainieren möchte oder immer noch nicht versteht, was der Reiz am Funken ist, kann mittwochs, donnerstags und freitags die Funker auf dem Museumsdach besuchen. Selbst für Telekommunikationsmuffel ist Funktechnik irgendwie attraktiv: Im Internet kursieren beispielsweise Anleitungen zum Selbstbau von Handy-Störsendern mittels Funktechnik. Aber aufgepasst – selbst dafür muss man erstmal das Funkamateur-Diplom ablegen!
Hach… sehr schön! 73s
[…] blieb zwischendrin zum Glück immer noch ein bisschen Zeit für Ausstellungsführungen, einen Besuch bei den Amateurfunkern und das Kennenlernen des ganzen Drumherums im Museum. Und nachdem ich Berichte darüber mit meinen […]
[…] nächste Termin? Am nächsten Sonntag dem 11. September sind die Frankfurter Funkamateure von unserer Funkstation auf dem Museumsdach zu Gast beim DIY Mitmach-Forum. Share and […]
[…] dem zweiten Mitmach-Forum – dieses Mal mit den wohl bekannten Amateurfunkern, über die wir an dieser Stelle schon berichtet […]
Aber das ist nicht DER Friedrich Merz, oder ist der CDU Politiker und jetzige Anwalt auch Hobbyfunker?
doch – genau der! Siehe z.B. http://www.focus.de/digital/multimedia/tid-15348/amateurfunk-kurzwelle-statt-internet_aid_430525.html
Das hätte ich nicht gedacht 🙂 Finds aber irgendwie witzig, dass man mal einen ehemaligen Politiker in solchen Kontexten erlebt. Vor allem in Zeiten des Internets: Ein Sieg der Entschleunigung