Die Praktikantin schreibt

Das Fotoshooting ist bei diesem Praktikum Pflicht, Foto: Nowak

Was macht ihr eigentlich da im Museum? „Wir zeigen die Vielfalt und Relevanz des Selbermachens, in seinen historischen Rahmenbedingungen zwischen Arbeit und Freizeit. Insbesondere […]“ – Danke, reicht schon. Bevor ich jemals dazu gekommen bin, meinen Freundinnen, Freunden und Bekannten zu erklären, was ich in meinem Praktikum eigentlich mache, war es auch schon wieder vorbei. Aber was tun die da eigentlich im Museum, und was soll ich da? Ein Einblick ins Selbermachen einer Ausstellung als Praktikantin…


Das Praktikum war im Bereich Ausstellungen, und so wandelte sich meine Tätigkeit mit Fortschreiten der Ausstellungsorganisation, bei der ich irgendwie mithelfen sollte. Während ich noch mit einem zweiseitigen Ausstellungskonzept eingearbeitet wurde, musste ich meinen sympathischen Nachfolgerinnen und Nachfolgern schon eine lange Powerpoint-Präsentation erklären. Dieses Konzept ist quasi der Leitfaden, den man über die Monate weiter ausarbeitet und füllt. Irgendwie gab es also immer etwas anderes zu tun: Mit in die Sammlung nach Heusenstamm fahren, um Objekte zu sichten, Museumsdatenbanken durchwühlen und natürlich auch mal langweiligere Dinge wie Excel-Dateien zusammenführen.

Schreibtischarbeit, Foto: Nowak

Ein paar Sachen waren aber jeden Montag und Freitag dieselben: Ins Büro kommen, E-Mails checken (dabei erstmal Kaffee trinken statt ihn zu machen – ein ungewöhnliches Praktikum also), und fast jede Woche gab es was im Blog zu berichten. Auch wenn das Schreiben für Perfektionistinnen wie mich ganz schön schwierig ist, macht das eigentlich am meisten Spaß: Sich ein Thema überlegen, Blogs dazu lesen und das Ganze irgendwie zu einem Guss machen. Das ist besonders spannend, wenn man sich sowieso für „Do It Yourself“ interessiert und übrigens auch sehr praktisch, wenn man zum Beispiel gerade sowieso Geschenkbastelanleitungen braucht.

Dieses nicht unbedingt ziellose, aber eben doch sehr freie Recherchieren hat mich überrascht, und konkreter wurde es erst spät. 2010 waren die Themen, unbedingt-aufzunehmenden-Geschichten und irgendwie-aber-noch-einzubringenden-Aspekte nur so aus dem Boden geschossen – dieses Jahr kam der Architekt ; ). Und plötzlich wurde klar, wie wenig Platz so eine ‚große Wechselausstellung‘ eigentlich zur Verfügung hat.

Als Kind fand ich immer, ich könnte – statt ins Museum zu gehen – doch einfach ein (gut bebildertes) Buch lesen. Aber als wir in langen Teamsitzungen versucht haben, Themen auseinanderzudividieren und dabei trotzdem Zusammenhänge zu schaffen, habe ich erst gemerkt, wie viel Raum eigentlich vermitteln kann und dass ein Objekt manchmal sowieso mehr sagt als 1000 Worte…

Obwohl die Zeit verflogen ist und gerade gegen Ende fast schon hektisch wurde, blieb zwischendrin zum Glück immer noch ein bisschen Zeit für Ausstellungsführungen, einen Besuch bei den Amateurfunkern und das Kennenlernen des ganzen Drumherums im Museum. Und nachdem ich Berichte darüber mit meinen Bekannten immer noch mit „Also bei uns im Museum, wo wir die Ausstellung zu Vielfalt und Relevanz….“ beginne und nie den Satz zu Ende bringe, gilt: Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage. Und freue mich bis dahin auf den Ausstellungsbeginn.

Über theresa gessler

Theresa Gessler studiert Soziologie an der Goethe Universität Frankfurt und war von Oktober 2010 bis Februar 2011 semesterbegleitend Praktikantin am Museum für Kommunikation Frankfurt.
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3 Antworten auf Die Praktikantin schreibt

  1. tine nowak sagt:

    Dank Dir für Deine Hilfe, Ideen und die schöne Zeit!

  2. Was für ein reizender Artikel! Ich hab mich schon im ersten Absatz schlappgelacht. Und schön war’s mit Dir!

  3. langsam bin ich gerührt und kriege heimweh ins museum 😉
    War sehr schön bei euch!