Als ich im Herbst 2008 im Netz – oder möglicherweise in einem männerdominierten anderen popkulturellen Magazin – erfahren habe, dass es endlich auch in Deutschland eine Zeitschrift von Frauen für Frauen, mit feministisch_queerem Anspruch geben soll, habe ich laut gejubelt. Gleich am ersten Tag, an dem das neue MISSY MAGAZINE am Bahnhofskiosk erhältlich war, bin ich hingeeilt und habe sie gekauft. Es war Liebe auf den ersten Blick und spätestens das Editorial – oder sollte man besser sagen: das „MISSY-Manifest“ – auf der ersten Seite hat mein Herz im Sturm erobert.
Die Damen von der Redaktion sprachen mir direkt aus der Seele, weil das Magazin eines sein sollte, das „mit einer feministischen Haltung über Popkultur, Politik und Style berichtet“. (Siehe zur Mission von MISSY die Kritik vom Feministischen Institut Hamburg)
Die hohen Erwartungen, die ich bezüglich Inhalt, Qualität und Ästhetik an das MISSY MAGAZINE hatte, wurde bis heute nicht enttäuscht, und ich bin seit Heft #1 glühender Fan, kaufe jede Ausgabe und missioniere alle Ladiez in meiner Umgebung, sich an diesem Lesefieber zu beteiligen. Die Liebe zu MISSY in ihrem „Britta-T-Shirt“ und mit „rotem Lippenstift“ hat neben der allgemeinen Freude über die Art und Weise, wie berichtet wird, und dass der Fokus genau meiner grundsätzlichen Einstellung entspricht, jedoch vor allem mit bestimmten immer wiederkehrenden Kolumnen und Rubriken zu tun.
Allen voran sei da der Bereich „Mach es selbst“ genannt. Seit der ersten Stunde ist Selbermachen und „Do It Yourself“ bei MISSY ein Thema, das Strategien der (Wieder-)Aneignung und der Selbstermächtigung verbindet. Traditionelles Hand- und Heimwerken sowie geschlechtlich konnotiertes Basteln werden in ihrer Konstruiertheit aufgebrochen, um neue und widerspenstige Praktiken in ihrer ganzen Bandbreite aufzuzeigen. Ich selbst hatte Hand- und Heimwerken bisher noch nie als strittige kulturelle Praxis der Aneignung gesehen, weil mir die Werkbank von Opa immer näher war als die Handarbeiten von Mama und Oma. Auf jeden Fall erwuchs in mir mit der Lektüre der Zeitschrift der Wunsch, wieder mehr bzw. anderes selber zu machen. Die Stricknadeln liegen bereit, und es hat sich natürlich bestens getroffen, dass ich zu Beginn meiner Tätigkeit im Museum für Kommunikation Frankfurt in das Ausstellungsprojekt „Do It Yourself“ einsteigen und mich seither mit den neuen Ideen feministischen Selbermachens auch beruflich auseinandersetzen darf.
Wie sich bei der Konzeptionierung unserer Ausstellung zum Thema „Do It Yourself“ bereits früh angedeutet hat, ist das (Selber-)Machen ein weites – und sehr heterogenes – Themenfeld. Auch in der MISSY reicht die Rubrik von Erklärungen von Expert_innen für Amateur_innen („1,2,3“) über selbstgekochtes Essen bis hin zu den Bastelanleitungen. Diese wiederum decken fast alle Facetten ab, denn ob praktische Schlafsackvermantelung oder WM-tauglicher Fahrrad-Grill, ob Aneignung von Öffentlichkeiten mithilfe einer eigenen Radiosendung oder mit entsprechenden Samenbomben fürs Guerilla-Gärtnern ausgerüstet, MISSY hat immer einen Tipp parat bzw. stellt Frauen vor, die sich in den jeweiligen Szenen bewegen. So wird in jeder Ausgabe über schönes und skurriles Selbermachen berichtet, und es juckt einen in den Fingern, selbst Hand anzulegen. So werden einige Leser_innen zu Macher_innen, indem sie beispielsweise ihre „own Salzteig Pussy“ backen oder „Tierchen stricken“.
Auch nach dem Relaunch, dem sich das MISSY MAGAZINE im Sommer 2010 unterzogen hat, bleibt die Rubrik „Mach es selbst“ ein wichtiger Bestandteil der Zeitschrift. So gilt auch für die Zukunft: Wer unter euch nach lustigen Ideen zum Selbermachen sucht, wird in der MISSY fündig, egal ob DIY analog oder digital. Zum letzteren noch ein kleiner Tipp von Prof. Dr. Ladynerd, die sich auch in jeder Ausgabe zu Wort meldet:
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