Auf dem Weg zur Eröffnung

DIY Aufbau - Besucherinformation, Foto: Tine Nowak

Aufbau der "Do It Yourself"-Ausstellung im MfK Berlin, Foto: Tine Nowak

Erster Eindruck
Das Museum ist ruhig. Niemand ist da. Es ist Montag, das Haus hat geschlossen. Ich höre meine Schritte auf dem Weg ins zweite Obergeschoss. Dort steht schon alles bereit und wartet auf uns. Die Ausstellungsmöbel in grau und orange sind am neuen Ort platziert. Die Räume im Museum für Kommunikation Berlin sind viel höher als in Frankfurt, die Möbel wirken hier nahezu niedlich, wie Spielzeuge. Dazu ist alles karg: leere Vitrinen, leere Tische, Löcher, wo die Medien rein gebaut werden müssen. Es fehlen auch noch viele Grafiken und Großbilder. Sorge macht sich breit, ob die „Do It Yourself“-Ausstellung im historischen Berliner Prachtbau fehl am Platz wirken könnte.


Eingang zum Hobbybereich, Foto: Tine Nowak

Eingang zum Bereich Hobby, Foto: Tine Nowak

Fotoskizzen als Aufbauhilfe, Foto: Tine Nowak

Fotoskizzen als Aufbauhilfe, Foto: Tine Nowak

An die Arbeit
Am nächsten Tag ist von der Ruhe des Vortages wenig zu spüren. Schulklassen sind im Museum unterwegs. Man hört ihre Stimmen im Gebäude. Vor mir schon ganz früh am Morgen ist der Medientechniker aus Frankfurt mit allen Monitoren, Computern und Medienplayern angekommen. Der aufgeräumte Raum von gestern ist schon etwas voller gestellt. Er verteilt die Geräte im Ausstellungsraum. Gemeinsam mit den Ausstellungstechnikern aus Berlin werden Stromzuführungen gesucht und die Geräte verkabelt. Eine Beamerpräsentation muss an eine Wand, doch kann man den Beamer zuerst nicht gerade aufhängen. Das Bild bleibt verzerrt. Also muss getüftelt werden. Es wird eine Verlängerung der Aufhängung gebaut. Getestet – weiter gebaut – getestet – noch ein bisschen – getestet – langsam wird es.

Technikinstallation in der Ausstellung, Foto: Tine Nowak

Technikinstallation in der Ausstellung, Foto: Tine Nowak

Auspacken der Objekte, Foto. Tine Nowak

Das Auspacken der Objekte wird vorbereitet, Foto. Tine Nowak

Auspacken
Mittlerweile sind auch die zwei Mitarbeiter der Kunsttransportfirma angekommen. Die Techniker bleiben sich selbst überlassen. Ich muss jetzt mit zum Auspacken der Exponate. Noch sind die Objekte in Kistenbergen versteckt, die auf mehreren Paletten im Ausstellungsraum stehen. Jeder der Packer bekommt eine Kiste in die Hand, für jeden gibt es einen Tisch zum Auspacken und ich sammle mit meinen Rollwagen die ausgepackten Exponate ein und bringe sie zur passenden Vitrine. Dort werden sie erstmal sicher abgelegt. Die Inszenierung in den Vitrinen passiert erst in der Eröffnungswoche, wenn das restliche DIY-Team auch vor Ort ist. Abends schmerzen die Füße, jammern hilft nichts, denn man weiß, dass es morgen weiter geht, noch ist viel zu tun.

Die Medien sind verkabelt, Foto: Tine Nowak

Alles verkabelt, jetzt kann der Fußboden eingebaut werden, Foto: Tine Nowak

Bereitgestellte Ausstellungsgrafik, Foto: Tine Nowak

Intro-Text für den Bereich-Hobby, Foto: Tine Nowak

Zwischenstand
Die meisten Objekte sind ausgepackt. Die technischen Geräte sind verteilt und eingebaut. Das Beamerbild steht. Auch die ersten Großgrafiken und Texttafeln stehen am rechten Fleck. Der Eindruck der Niedlichkeit vom ersten Tag schwindet. Die Objekte in den Vitrinen beginnen Leben in den Raum zu bringen, selbst wenn sie noch nicht final in den Vitrinen stehen. Die Möbel treten nun stärker in den Hintergrund. Leer ist nichts mehr. Überall liegen Kisten, Verpackungsmaterial, Vitrinenhauben oder Verlängerungskabel. Nach dem Einräumen kommt das Putzen, doch noch ist es nicht ganz so weit.

Auch im TüftlerLab stehen noch Kartons, Foto: Tine Nowak

Auch im TüftlerLab stehen noch Kartons, Foto: Tine Nowak

Weiter geht es
Die Packer und ich machen uns, jetzt da die meisten Objekte ausgepackt sind, an diffizilere Exponate. Die DDR-Rohrpost und das Eigenbau-Puppenhaus müssen mit Fingergefühl in die Vitrinen eingebracht werden. Zuvor muss ich in die Hauben hinein kriechen, um sie von Innen zu putzen, eigentlich kommt das erst kurz vor Schluss. Die Vitrinen sind jedoch Sonderanfertigungen, man braucht zwei Personen um sie zu öffnen. Zum Schluss stehen beide Objekte perfekt in der Vitrine. Ein erster Vorgeschmack. Schön wird es werden. Die anfänglichen Bedenken lösen sich nun vollständig in Luft auf. Es steigt die Vorfreude auf die fertige Ausstellung.

Raumplan der DIY-Ausstellung, Foto/Grafik: Tine Nowak

Raumplan der Ausstellung, Foto/Grafik: Tine Nowak

Nächste Woche ist Eröffnungswoche: Dann heißt es Vitrinenhauben und -scheiben putzen, die Objekte in den Vitrinen in ihre finale Position rücken, den Ausstellungsraum ausleuchten und die ganzen Ausstellungsmaterialien wieder einpacken. Dann kommt die Pressekonferenz mit Gesprächen, Fragen, Radiointerviews. In der jetzt noch stillen Ausstellung wird es trubelig zugehen, nur noch getoppt durch die Ausstellungseröffnung, wenn alle neugierig nach oben strömen und wir mittendrin, um die Besucher in der „Do It Yourself“-Ausstellung zu begrüßen.

Dieser Text ist ein Beitrag für die Museo-Blogparade, die das Residenzmuseum-München ausgerufen hat. Aufgabe war es, über ein jahresbegleitendes oder kurz bevorstehendes Thema eines Museums oder einer Kultureinrichtung zu berichten. Die Ausstellung „Do It Yourself: Die Mitmach-Revolution“ wird am 29. März 2012 im Museum für Kommunikation Berlin eröffnet. Ab dem 30. März bis zum 2. September ist sie für das Publikum offen. Die Ausstellung wurde im Museum für Kommunikation Frankfurt konzipiert und war dort bis zum Februar zu sehen. Das DIY-Team aus drei Kuratorinnen und wissenschaftlichen Volontären begleitet den Aufbau in Berlin und freut sich schon auf die Ausstellungseröffnung in der nächsten Woche.

Über Tine Nowak

Tine Nowak ist eine der drei Kuratorinnen der DIY-Ausstellung. Sie war von 2007-2011 am Museum für Kommunikation Frankfurt angestellt, zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die DIY-Ausstellung. Aktuell arbeitet sie am Studiengang Intermedia an der Universität zu Köln, zudem am Historischen Museum Frankfurt.
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8 Antworten auf Auf dem Weg zur Eröffnung

  1. […] Museum für Kommunikation Berlin: Auf dem Weg zur Eröffnung – Wechselausstellung in Vorbereitung (23.03.2012) […]

  2. Tanja Praske sagt:

    Liebe Tine Nowak,

    ein herzliches Dankeschön für diesen sehr lebendigen Beitrag zur MUSEO-Blog-Parade 2012!

    Ein Ausstellungs-Krimi wird inszeniert und der Spannungsbogen bleibt bis zum letzten Satz erhalten – toll! Nur noch wenige Tage und der große Tag der Eröffnung ist da. Bis dahin werden die Füße und wohl auch die Finger noch ordentlich schmerzen. Hoffentlich muss nicht noch Blutzoll geleistet werden. Aber das macht Mann und Frau am Ende, wenn die Besucher zufrieden sind und die Ausstellung einen großen Anklang findet.

    Wir wünschen viel, viel Erfolg – ein sehr gelungener Einblick in die museale Tätigkeit – klasse!

    Schöne Grüße aus München

    Tanja Praske
    Zuständig für den Web2.0-Auftritt des Residenzmuseums
    http://www.facebook.com/ResidenzMuenchen

  3. Anke von Heyl sagt:

    Das ist ein Beitrag nach meinem Geschmack: Einblicke in die Museumsarbeit direkt und unverfälscht. Ich Wünsche der Austellung auch viel Erfolg und euch ein bisschen Entspannung nach dem Aufbaustress

  4. Tine Nowak sagt:

    Vielen Dank für die netten Worte. Wir zeigen einfach das, was wir machen und zwar nicht erst seit letzter Woche, sondern schon seit der Phase der Ausstellungsrecherche. Die Blogparade hat für uns zudem super gut vom Timing gepasst.

  5. […] Museum für Kommunikation Berlin: Auf dem Weg zur Eröffnung – Wechselausstellung in Vorbereitung (23.03.2012) […]

  6. Tanja Praske sagt:

    Liebe Tine Nowak,

    vielen herzlichen Dank für die Teilnahme an der MUSEO-Blog-Parade 2012!
    Hier nun unser 2. Fazit der Blogparade:
    http://www.residenz-muenchen-blog.de/?p=1562#more-1562

    Wir wünschen viel Lesevergnügen!

    Residenzmuseum München

  7. […] während des Ausstellungsaufbaus war ein Kamerateam der RBB Sendung Stilbruch bei uns zu Gast im Museum. Der Beitrag wurde am […]