Das DIY-Ausstellungsblog ist ein Ausstellungsblog, so wie es mittlerweile etliche Ausstellungsblogs in Museen gibt. Das war nicht immer so. Das erste deutschsprachige Ausstellungsblog ist mein Schlüsselmoment in der Nutzung des Web 2.0: „Tagwerke“ hiess es und es war das Blog zur Ausstellung „Absolut privat!? Vom Tagebuch zum Weblog“. Meine erste große Ausstellung, die ich mitkuratierte und das erste Blog, für das ich nicht privat schrieb.
Blogs kenne ich, lange schon. Ich lese Blogs seit 2001 auf Blogplattformen, die heute keine große Rolle mehr spielen. Antville oder ab 2004 Twoday, wo ich selbst mein erstes privates Blog hatte. Als ich 2006 kurzfristig als kuratorische Assistenz bei einer kleinen Forumsausstellung im Museum für Kommunikation Frankfurt einsprang, ahnte ich nicht das meine private Vertrautheit mit Blogs mir den Weg ins Museum ebnen würden.
Tagebuch-Ausstellung
Ich bewarb mich kurz danach auf das ausgeschriebene Volontariat mit Schwerpunkt Wechselausstellungen. Ab 2. Januar 2007 begann die Erarbeitung der Tagebuch-Ausstellung als mein Hauptprojekt für dieses Volontariat und zwar mit dem Schwerpunkt der digitalen Tagebücher. Schon in diesem ersten Monat war ich durch Recherchen auf Museumsblogs in den USA gestossen. Als ich dem Museumsdirektor Helmut Gold begeistert davon erzählte und fragte, ob dies nicht perfekt für die Museumsstiftung sei, winkte er noch ab. Zu komplex die Stiftung, schwierig ein solches Projekt zu koordinieren, zuwenig personale Kapazitäten.
Ein Ausstellungsblog
Keine drei Monate später startete „Tagwerke“. Kein Museumsblog, aber ein Blog für eine Ausstellung im Museum. In diesen drei Monaten hatte ich Kontakt mit Knallgrau aufgenommen, welche die Blogplattform „Twoday“ anboten und fragte an, ob sie uns ein Blog für die Tagebuch-Ausstellung zur Verfügung stellen könnten. Ohne zu wissen, was ich da tat hatte ich in diesem Moment mein erste Drittmittelanfrage formuliert und bewilligt bekommen. Denn die Wiener Agentur stellten ein Blog mit Speicher zur Verfügung und setzten auch das das Layout nach unseren Wünschen um.
Während die ersten Beiträge Nachträge unserer Ausstellungsaktivität der Monate Februar und März waren, war der ExpertInnenworkshop im April die erste Veranstaltung, die direkt im Anschluss verbloggt wurde. Das Blog wurde zum Tagebuch einer Ausstellung, die das tägliche Schreiben in allen denkbaren Medien thematisieren sollte, ob Buch, Kalender, auf Holzblöcken, auf Miniaturpapierschnipseln, auf Webseiten oder Weblogs.
Eine Pressemitteilung für ein Blog?
Mir erschien es kaum nachvollziehbar, dass bisher kein Museum bloggt. Bei der MAI-Tagung fragte ich Thilo Martini, ob er denn von anderen deutschsprachigen Blogs in Museen wisse. Er wußte von keinem. Per Suchmaschinenrecherche hatte ich bisher keine gefunden. Blogs mit Museumsbezug gab es hingegen schon, so bspw. Jörn Borcherts „Kulturelle Welten“ oder Nina Gorgus „Museumsblog„. Im Anschluss an die MAI-Tagung gaben wir eine Pressemeldung heraus und siehe da: Ein Jahr vor der Ausstellung selbst berichtete das Newsdesk von Yahoo oder etliche Zeitungen, wie das Hamburger Abendblatt über „Tagwerke“ als erstes deutsches Museumsblog. Der Erfolg der Pressemitteilung gab mir die Möglichkeit, hausintern die Sinnhaftigkeit des Blogs zu belegen.
Blogs als Archive
Das Bloggen für Museen hat meine Art zu Arbeiten geprägt. Kaum ein Projekt zu dem es kein Blog gäbe, so auch hier bei der „Do It Yourself“ Ausstellung, die mittlerweile in der dritten Station in der DASA Dortmund steht. Selbst wenn Ausstellungsblogs irgendwann enden, solange sie und ihre Inhalte nicht gelöscht werden, wirkt die Arbeit in ihnen als Archiv und Dokumentation der Ausstellung nach.
Beitrag im Rahmen der Blogparade „Blogparade: (Schlüssel-) Erlebnisse mit dem Social Web„
Seither hat sich viel getan. Mittlerweile gibt es über 40 doch recht aktive Museumsblogs
und es werden mehr. Setzt man diese aber in Relation zu den existierenden Museen, dann macht sich Ernüchterung breit. In Bayern gibt es allein über 1350 Museen …
Richtig und gut ist dieser Post von dir – ein absolutes Pro Museumsblog. Der Content, die Bildrechte bleiben im Haus. Die Chancen, die ein Blog bietet, müssen nur erkannt werden. Gute Geschichten sind per se im Museum vorhanden. Immerhin genießen Blogs peu à peu mehr Aufmerksamkeit und die Kurve zeigt leicht nach oben … also, weitermachen bitte!
Schöne Grüße
Tanja
Ich hab die 40 Museumsblogs in Deiner Blogroll im Kommentar verlinkt. 🙂
Vielen Dank! Lass uns weiter daran arbeiten. Finde es einfach wichtig, dass Museumsblogs zusammengefasst werden und besser auffindbar sind. #Ermutigung #Vernetzung
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